EDITORIAL IMPOSANTE BILANZ Es war ein Kraftakt der besonderen Art. Nicht nur für Athlet:innen und Betreuer:innen, sondern auch für das Ös- terreichische Olympische Comité. Die Olympischen Winter- spiele Peking 2022 brachten jede Menge Herausforderungen und Unwägbarkeiten mit sich. Zum einen blieben für die un- mittelbare Vorbereitung aufgrund der Verschiebung der To- kio-Spiele nur sieben Monate Zeit, zum anderen ließen die COVID-19-Auflagen des chinesischen Organisationskomi- tees kaum Spielraum. Der logistische Aufwand erreichte un- geahnte Dimensionen: Das 300-köpfige Olympic Team Aus- tria brachte es insgesamt auf 1.800 Gepäcksstücke, 600 Paar Ski, 6 Tonnen Luftfracht und 7.000 PCR-Tests. Rekordverdächtig war dann auch die sportliche Ausbeute: Österreich gewann 18 Medaillen (7 x Gold, 7 x Silber, 4 x Bronze) und platzierte sich im Medaillenspiegel zum zehnten Mal in Folge unter den Top-10-Nationen – noch vor Sport- Großmächten wie Frankreich, Italien, Japan, Kanada und Russland. Aus ÖOC-Sicht waren es (nach Turin 2006) die zweiterfolgreichsten Winterspiele aller Zeiten. Beinahe täglich wurden neue Superlative geschrieben, stell- vertretend seien an dieser Stelle nur zwei erwähnt (die Chro- nologie der Ereignisse finden Sie im Peking-Sonderteil): Johannes Strolz, der aufgrund fehlender Erfolge sämtliche Trainingsaufenthalte sowie Renn-Einsätze aus eigener Tasche finanzieren und ohne Servicemann auskommen musste, stieg vom bereits ausgemusterten Athleten mit zwei Goldmedaillen und einer Silbernen zum erfolgreichsten aller rot-weiß- roten Olympia-Starter:innen auf. Teamkollege Matthias Mayer holte seinen dritten Olympiasieg in Serie, sowie eine Bronze- medaille on top und zog in der ewigen Bestenliste am legendären Toni Sailer vorbei. Im digitalen Austria House durften wir während der 17 Wett- kampftage 700.000 Besucher:innen begrüßen, die Reichwei- ten auf den ÖOC-Social-Media-Kanälen kletterten über die Zwei-Millionen-Marke. Stolze 5,4 Millionen TV-Zuseher:in- nen verfolgten die ORF-Übertragungen. Zahlen, die natür- lich auch die ÖOC-Partner mit Freude registrierten. Das herausfordernde Jahr 2022 ging mit einer Aktion zu Ende, die unseren Sportfachverbänden beim Sparen helfen soll: Im Rahmen des ÖOC-Travel-Support-Programmes stellen wir für Trainingsaufenthalte oder Olympia-Qualifikationswett- kämpfe AUA-Gratisflüge bzw. Airbnb-Gratisunterkünfte zur Verfügung. 22 Verbände zeigten sich interessiert. Das Jahres- kontingent war schnell ausgeschöpft. Die Fortsetzung 2023 ist bereits beschlossene Sache. Dr. Karl Stoss ÖOC-Präsident 5 KAPITAL FÜR DIE ZUKUNFT Eigentlich hätten die Europäischen Olympischen Jugendspiele in Vuokatti/Lahti und Banská Bystrica schon 2021 über die Bühne gehen sollen. Aufgrund der Pandemie und der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio fanden beide Nachwuchs-Multi- sportveranstaltungen mit einjähriger Verspätung statt. Und ja, Medaillen-Erfolge im Teenager-Alter sollte man nicht überbe- werten. Vielmehr geht’s uns darum, dass die Nachwuchssport- ler:innen das olympische Flair kennen und hoffentlich lieben lernen. Großes Zukunftspotenzial wird vielen der EYOF-Teil- nehmer:innen bescheinigt. Aber mit bloßem Talent allein gelingt heutzutage niemandem mehr der Sprung in die Weltspitze. Wer es auch zu Olympischen Spielen schaffen will, der braucht jede Menge Ehrgeiz und Willenskraft sowie das richtige Umfeld. Als Musterbeispiel für vorbildliche Nachwuchsarbeit gelten tra- ditionell die Nordischen Kombinierer:innen. Wenn’s darum geht, neue Talente zu sichten, dann rücken regelmäßig Olympia- und WM-Medaillengewinner aus, um beim Nachwuchs nachhaltige Begeisterung zu entfachen. „Bei mir war’s vor zig Jahren ein ge- wisser Felix Gottwald, der mich mit Tipps versorgte und mir Mut zusprach, es selbst zu versuchen“, erinnert sich Peking-Bronze- medaillengewinner Lukas Greiderer. Der Mann, der seinerzeit als Cheftrainer des Dreifach-Olympiasiegers mehr als ein Jahrzehnt lang für die goldenen Momente mitverantwortlich zeichnete, be- reitet jetzt den Nachwuchs auf künftige Aufgaben und Herausfor- derungen vor: Günther Chromecek. Der Salzburger Trainerfuchs durfte sich in Vuokatti über einen kompletten Medaillensatz sei- ner Schützlinge freuen. Er war dann auch der Erste, der davor warnte, seine Talente zu früh in den Himmel zu loben. Der Rodel-Verband hat nach Peking 2022 einen ähnlichen Schritt gesetzt. René Friedl, seit 2005 Cheftrainer der Kunstbahn- rodler:innen, machte nach fünf Olympia-Kampagnen und dem Gewinn von zehn Olympia-Medaillen einen Schritt zurück. Der Erfolgscoach bleibt dem Rodelsport mit seiner Expertise und sei- nem immensen Erfahrungsschatz aber weiterhin erhalten, küm- mert sich um die nächste Generation und bereitet diese auf den Einstieg in die Junior:innen-Klasse vor. Apropos Nachwuchs: Die 100. Winter-EYOF-Medaille für das Youth Olympic Team Austria am vorletzten Tag der Spiele in Vuokatti und Lahti war dann dennoch ein ganz besonderer Moment. Erst recht, weil wir über die Goldmedaille im alpinen Teambewerb jubeln durften. Eine weitere Erfolgsmeldung auf internationaler Ebene gab’s kurz vor Jahreswechsel: Das Olympiazentrum Vorarlberg durfte sich über die offizielle Anerkennung der internationalen Vereinigung der Sportleistungszentren (ASPC) freuen. 99 Leistungszentren aus 34 Nationen zählen zu diesem elitären sportwissenschaft- lichen Kreis. Neben Salzburg-Rif und dem Campus Sport Tirol Innsbruck ist Dornbirn das bereits dritte heimische Olympia- zentrum mit ASPC-Status. Ein Gütesiegel, das für sich spricht. Dr. Peter Mennel ÖOC-Generalsekretär antiken Griechenland. „Olym„Olympische Spiele“, sondern von vier Jahren, der mit den schen Spiele, benannt nach Peloponnes, waren Teil eines Zyklus, der schen Spiele in Delphi, die des Stadions (192,24 Meter). „Sportveranstaltung“ in unserem heutigen Sinne, sondern Griechenland. „Olympiade“ ist synonym mit „Olympische Spiele“, sondern bezeichnet den Zeitraum von vier Jahren, Die Olympischen Spiele, beHalbinsel Peloponnes, waren Teil eines Zyklus, der drei Spiele in Delphi, die NemeiDistanz des Stadions (192,24 keine „Sportveranstaltung“ in unserem heutigen Sinne, Einzug der Athleten, Betreuer, Sportarten Leichtathletik, Schwerathletik, Pentathlon und Mittelpunkt, sondern die religiöGriechenland. „Olympiade“ ist somit – entgegen einem heute weit verbreiteten Irrtum – nicht